Geschrieben von: Dr. Hartmut Neckel am: 31.01.2023
Themen: Smarte Ziele und Erfolgskriterien für ein Ideenmanagement; direkter, indirekter und formaler Nutzen des Ideenmanagements; Partner und Stakeholder des Ideenmanagements; Ideenmanagement im Umfeld von OPEX, HR, QM, EHS und anderen
Das Ideenmanagement ist in den meisten Unternehmen kein besonders starker Prozess. Es tut also gut daran, Bündnispartner zu suchen. Die gewinnt es am ehesten dort, wo sich gemeinsame Ziele und Interessen finden. Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Funktionsbereichen, mit denen Win-win-Situationen möglich sind. Oft bedarf es aber eines ersten Schrittes, damit Verbindungen mit beidseitigem Nutzen entstehen.
Dieser Blogbeitrag kombiniert zwei Themen, die jedes für sich bereits komplex sind: Das Thema „Ziele und Kenngrößen“ und das Thema „Bündnispartner“. Beide Themen waren bereits Gegenstand mehrerer früherer Blogbeiträge, auf die ich an entsprechenden Stellen verweisen werde. Den Sinn dieser Kombination hatte ich im vorangestellten Eingangsstatement genannt: Gemeinsame Ziele und Interessen sind eine gute Basis für Partnerschaften, Kenngrößen geben Aufschluss über den Grad der Zielerreichung und der Übereinstimmung mit Interessen. Kooperationen als Erfolgsfaktor des Ideenmanagements waren mit einigen Praxisbeispielen bereits Gegenstand im Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 2/9 – Prozess: Kooperation“.
Zunächst einige Vorbemerkungen zum Thema „Ziele und Kenngrößen“:
Und drei Vorbemerkungen zum Thema „Bündnispartner“:
Übergeordnete Ziele: Wozu haben Unternehmen ein Ideenmanagement?
Nehmen wir an, eine Unternehmensleitung überlegt, erstmalig ein Ideenmanagement einzuführen. Warum sollte sie das tun – zu welchem Zweck und um welche Ziele zu erreichen?
Im Blogbeitrag „Wozu Ideenmanagement? – Erfolgskriterien“ hatte ich auf diese Frage drei mögliche Antworten genannt:
Mehr zum „direkten“ und „indirekten“ Nutzen des Ideenmanagements finden Sie übrigens auch im Blogbeitrag „Vom Nutzen des Ideenmanagements: Mehr als (nur) Einsparungen!“.
Randbemerkung: Auch außerhalb dieser drei Nutzenbereiche lassen sich natürlich Gründe finden, warum sich eine Unternehmensleitung dafür entscheidet, ein Ideenmanagement einzuführen. Etwa, wenn ein Betriebsrat die Einführung wünscht, damit die Mitarbeiter von Prämien profitieren können, und die Unternehmensleitung zustimmt, um dafür Zugeständnisse bei anderen Themen zu erhalten. Solche Hintergründe eines Ideenmanagements sind zuweilen Teil der Realität, aber selten eine gute Grundlage für langfristig gedeihliche Bündnisse…
Im Folgenden gehe ich nun auf die möglichen Ziele / Zwecke näher ein, um deren willen eine Unternehmensleitung ein Ideenmanagement betreiben wollen könnte.
Managementsystematik: Das Unternehmen könnte eine Methodik zur kontinuierlichen Verbesserung unter Einbeziehung der Mitarbeiter vorweisen wollen – etwa für Zertifizierungen und Audits. Einen entsprechenden Prozess im Managementsystem verankert zu haben, wird von allen gängigen Normen gefordert.
Direkter Nutzen: Das Unternehmen könnte das Ziel verfolgen, sich zu verbessern – wobei an Verbesserungen, die eine errechnete finanzielle Einsparung bewirken, meistens das größte Interesse besteht.
Indirekter Nutzen: Das Unternehmen könnte das Ziel verfolgen, von den vielen indirekten Nutzeffekten zu profitieren, die ich im Blogbeitrag „Vom Nutzen des Ideenmanagements: Mehr als (nur) Einsparungen!“ beschrieben hatte, und diesen einen (mindestens) ebenso hohen Stellenwert beimessen wie dem direkten Nutzen.
Je nach Zieldimension können manche Kenngrößen als Frühindikator oder als Ergebniskennzahl betrachtet werden: Beispielsweise beschreiben die Beteiligungs- und Vorschlagsquote im Hinblick auf den „direkten Nutzen“ den Input (ohne Beteiligung und Vorschläge gibt es weder Verbesserungen noch Einsparungen als Output). Bei Interesse am „indirekten Nutzen“ beschreiben die Beteiligungs- und Vorschlagsquote dagegen bereits einen Teil des gewünschten Ergebnisses (Beteiligung und Engagement als Output).
Eine besondere Rolle spielen Prozesskennzahlen – im Ideenmanagement sind die Durchlaufzeiten und Abarbeitungsanteile die wichtigsten Kenngrößen für die Prozessqualität. Aufgrund der hohen Bedeutung für alle Zieldimensionen sollten für diese Kenngrößen „SMARTe“ Ziele definiert und im Rahmen des Reporting verfolgt werden (siehe auch den Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 5/9 – Commitment: Ziele und Reporting“):
Gleichzeitig zählen Wartezeiten auf Bearbeitungen, Entscheidungen und Umsetzungen leider zu den größten und häufigsten Ärgernissen im Ideenmanagement – das Thema „Durchlaufzeiten“ wird daher im ergänzenden Benchmarking des aktuellen „Kennzahlenvergleichs Ideenmanagement 2022“ besonders berücksichtigt.
Potentielle Bündnispartner und ihre Interessen
Die Reihenfolge, in der ich im Folgenden auf verschiedene potentielle Bündnispartner eingehe, orientiert sich an der (absteigenden) Häufigkeit, mit der das Ideenmanagement entsprechenden Organisationseinheiten zugeordnet ist (gemäß den Ergebnissen des Kennzahlenvergleichs Ideenmanagement 2021).
Operational Excellence, Lean, KVP: Insbesondere in vielen Produktionsunternehmen gibt es eigene Abteilungen, die ein breites Methodenspektrum für Optimierungen einsetzen. Eine dieser Methoden kann das Ideenmanagement sein.
Personalwesen, Human Ressources: In die Zuständigkeit des Personalmanagement fallen viele Themen, auf die sich vor allem die indirekten Nutzeffekte des Ideenmanagements positiv auswirken (siehe Blogbeitrag „Ideenmanagement und Personalabteilung als „Bündnispartner“).
Managementsysteme: Unabhängig davon, ob das Unternehmen ein „Integriertes Managementsystem“ hat, oder ob Qualitäts-, Umwelt-, Energie- oder Nachhaltigkeitsmanagementsysteme separat betrachtet werden – in jedem Fall sind die jeweiligen Zuständigkeiten auch an einem funktionierenden Prozess interessiert, mit dem sowohl jährliche Verbesserungen zum jeweiligen Thema als auch die dabei erfolgte Einbindung der Mitarbeiter dokumentiert und nachgewiesen werden kann.
Unternehmensleitung: Die (meist strategischen) Interessen von Unternehmensleitungen und entsprechende Kenngrößen habe ich bereits im ersten Abschnitt zu den „übergeordneten Zielen“ beschrieben und die Unternehmensleitung in den Vorbemerkungen als (eigentlich) wichtigsten Bündnispartner benannt. Dementsprechend ist das Ideenmanagement in einem Teil der Unternehmen direkt der Unternehmensleitung als Stabsstelle oder (seltener) einer Abteilung für Strategische Unternehmensentwicklung zugeordnet Der Vollständigkeit halber führe ich die Unternehmensleitung hier nochmals auf.
Innovationsmanagement: Ein primäres Interesse des Innovationsmanagements besteht darin, Ideen für neue Produkte (oder Produkteigenschaften) zu erhalten – insofern sind „Ideen“ das verbindende Element zwischen Ideen- und Innovationsmanagement. Es gibt Unternehmen, für die diese Verbindung daher sehr wichtig ist; in der Mehrzahl der Unternehmen ist das Ideenmanagement allerdings keine sehr ergiebige Quelle für Produktideen. Eine Abgrenzung zwischen Ideen- und Innovationsmanagement finden Sie im Blogbeitrag „KVP, Ideen- und Innovationsmanagement – same, same, but different?“, Praxisbeispiele für das Zusammenwirken im Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 2/9 – Prozess: Kooperation“.
Arbeitssicherheit und Gesundheit: Beide Themen leiden mit dem Ideenmanagement darunter, dass sie im Termindruck des Tagesgeschäfts leicht in den Hintergrund geraten. Wenn es terminlich eng wird, sinkt die Aufmerksamkeit für Sicherheits- und Gesundheitsrisiken ebenso wie für Verbesserungspotentiale. Es wird schnell darüber hinweggegangen. Dieses Problem kennt auch das Qualitätswesen: Hektik fördert Fehler. Allen gemeinsam ist also das Interesse, Achtsamkeit auch unter hoher Belastung zur stärken. Inwieweit das gelingt, ist schwer in Kenngrößen zu messen – gleichwohl haben zumindest in den Bereichen Arbeitssicherheit und Qualität die Ziele „0 Unfälle“ und „0 Fehler“ höchste Priorität.
Mitarbeiter und Mitarbeitervertretung: Die Mitarbeiter hatte ich bereits in den Vorbemerkungen als unverzichtbare Bündnispartner benannt. Die Position in dieser Aufzählung ergibt sich aus der Häufigkeit, mit der das Ideenmanagement dem Betriebsrat oder Personalrat (als Interessensvertretung der Mitarbeiter) organisatorisch zugeordnet ist – im Hinblick auf die Bedeutung müssten sie mit der Unternehmensleitung an erster Stelle stehen.
Unternehmenskommunikation: Abteilungen für Marketing oder Unternehmenskommunikation stehen ständig vor der Herausforderung, Inhalte zu erhalten, die sie veröffentlichen können: Social Media und Mitarbeiter-Apps wollen laufend „bespielt“ werden. Besonders gefragt sind gute Nachrichten, die zu einem positiven Image des Unternehmens beitragen.
Schlussbemerkung
Unternehmen müssen nicht nur individuell klären und definieren, wie sie verschiedene Zieldimensionen gewichten und bewerten, sie sollten auch (unter Einbeziehung der Bündnispartner des Ideenmanagements als „Stakeholder“) regelmäßig überprüfen, inwieweit Ziele erreicht wurden, und Zielvorstellungen für die Zukunft weiterentwickeln. Das gilt sowohl für „SMARTe“ Ziele zu den Nutzendimensionen als auch für eine regelmäßige Auseinandersetzung mit der Funktionalität und Passung des Ideenmanagementprozesses als Teil des Managementsystems. Unabhängig davon, ob dies auf Unternehmensebene geschieht, sollten Ideenmanager von sich aus auf die zuständigen Personen für die einzelnen Themengebiete zugehen, um gemeinsam zu klären, welche Verbindungen man zum beiderseitigen Nutzen knüpfen kann. Für all das bietet der „Kennzahlenvergleich Ideenmanagement“ wertvolle Orientierungshilfen – Sie sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen!
Gewinnen Sie Bündnispartner auf der Basis von gemeinsamen Zielen und Interessen – sprechen Sie dabei mit der Hilfe von Kenngrößen in Zahlen, Daten und Fakten, um den Nutzen für den jeweiligen Bündnispartner zu verdeutlichen!
Ein nach Stichworten sortiertes Verzeichnis mit Links auf alle bisher erschienenen Beiträge im Blog zum Ideenmanagement finden Sie in diesem Register.
Alle Erwähnungen von Unternehmen und Produkten sind redaktioneller Natur und wurden nicht bezahlt.
Studie der Universität Magdeburg. Vergleich der besten Ideenmanagement Softwarelösungen.
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